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Warum das ESG-Datendilemma gut für aktive und engagierte Investoren ist

  • 02 Februar 2022 (5 Minuten Lesezeit)

Was man messen kann, kann man auch steuern. Im verantwortlichen Investieren ist das mittlerweile Alltag geworden, aber bei einem umsichtigen, auf Analysen beruhenden Management hat man es manchmal noch immer mit uneinheitlichen Daten zu tun und muss schwierige Vergleiche anstellen.

Für manche Faktoren gibt es klare Messgrößen. Beispielsweise kann man den Frauenanteil am Board sehr gut messen und vergleichen. Wir können Unternehmen meiden, die auf Grundlage von verlässlichen externen Daten sehr umstritten sind.  Aber um wirklich verantwortlich zu investieren, muss man sich daran gewöhnen, mehrere Datenquellen hinzuzuziehen, sie zu prüfen, die Glaubwürdigkeit der externen Anbieter zu beurteilen und einen eigenen wirksamen Kontrollmechanismus zu entwickeln.

Während es früher zu wenige brauchbare Daten zu ökologischen, sozialen und governancebezogenen Faktoren gab, gibt es heute zahlreiche Varianten, und alle wollen beachtet werden. Aber nach wie vor gibt es keine festen, klaren Regeln, welche Informationen offengelegt werden müssen. Häufig bleibt den Unternehmen nichts anderes übrig, als Aktionäre, Berater oder ESG-Ratingagenturen zu fragen. Und zweifellos besteht das Risiko, dass wichtige Informationen verschwiegen werden, weil es keinen einheitlichen Fragebogen gibt – und das kann am Ende zu einem schlechten ESG-Score führen.

Auch die Unternehmensgröße wirft Fragen auf. So können große Ölunternehmen leicht jedes Jahr Nachhaltigkeitsberichte mit über 100 Seiten vorlegen, die die Erfassung enormer Datenmengen und viel Arbeit erfordern. Kleinere Unternehmen mit weniger Ressourcen, die nicht das Geld haben, eine Armee von ESG-Spezialisten zu beschäftigen, um Nachhaltigkeitsdaten zu erheben, zu verarbeiten und zu veröffentlichen, können schnell ins Hintertreffen geraten. Die unerwünschte Folge könnte sein, dass die meisten Investitionen höher kapitalisierten Unternehmen zufließen.

Scores und mehr

Deshalb ist es wichtig, dass Investoren nicht den auf den ersten Blick leichtesten Weg wählen. Kurz gesagt: Für wirklich verantwortliches Investieren gibt es keine Abkürzung. Wir bevorzugen einen Ansatz, bei dem Nachhaltigkeitsanalysen in den Investmentprozess eingebunden werden, damit ESG von Anfang an im Mittelpunkt steht.

Aus unserer Sicht funktioniert das am besten, wenn das innerhalb der Investmentteams geschieht und nicht in einer separaten ESG-Abteilung. Bei uns bedeutet dies, dass sich mehr als 40 Kreditanalysten mit ESG-Fragen befassen. Dieser Ansatz hat dazu beigetragen, dass etwa 90% der geeigneten Aktien-, Anleihen- und Multi-Asset-Fonds die strengsten Vorschriften der EU-Offenlegungsverordnung für Finanzunternehmen (SFDR) erfüllen1 .

Breit aufgestellte ESG-Scores sind eine gute Leitlinie für Investmententscheidungen. Sie ermöglichen Investoren die Auswahl der besten Unternehmen ihrer Klasse (Best-in-Class). Bei AXA IM nutzen wir vor allem die Scores von MSCI – zumindest als Grundlage, denn wir unterziehen sie weiteren Kontrollen. Und wir integrieren unsere eigenen Analysen in das Scoring-System. Damit wollen wir das Universum vergrößern und mögliche Inkonsistenzen beheben, die es noch immer gibt. Aus unserer Sicht ist das der einzig vernünftige Weg, um die ESG-Performance eines Emittenten zu erfassen: Wir kombinieren qualitative mit quantitativen Analysen.

Und wenn einer unserer Portfoliomanager Grund hat, an einem ESG-Score zu zweifeln, kann er einen unserer ESG-Analysten bitten, die Sache genauer zu untersuchen. Dessen Ergebnisse werden dann einem Ausschuss vorgelegt, der von den Heads of Research des Unternehmens geleitet wird. Dieser Ausschuss entscheidet, ob der ESG-Score nach oben oder unten angepasst werden soll. Dieses System, bei dem kritisches Hinterfragen und die Möglichkeit einer genauen Überprüfung Hand in Hand gehen, zeigt, wie Investoren aus unserer Sicht mit ESG-Daten verfahren sollten.

Emissionen prüfen

Nehmen wir das Beispiel Klimaschutz – kein leichtes Thema. Immer mehr Pensionsfonds wollen ihre Portfolios dekarbonisieren, entweder, weil es entsprechende Vorschriften gibt, ihre Mitglieder dies wünschen oder weil die allgemeine Stimmung dies erfordert. Aber wie soll man diesen Prozess steuern? Wie Erfolge messen?

Die absoluten Emissionen sind ein guter Anfang und am Ende der Maßstab dafür, ob ein Portfolio CO2-neutral ist. Den gewichteten Durchschnitt der CO2-Intensität (bekannt als WACI) kann man beispielsweise ins Verhältnis zu einem anderen bekannten Faktor wie dem Umsatz setzen.

Die meisten Menschen sind mit dem sogenannten CO2-Fußabdruck vertraut. Pensionsfonds ermöglicht er die Messung der gesamten Emissionen je investierter Million Euro (oder einer anderen Währung). Aber alle drei Messgrößen sind eine Momentaufnahme. Deshalb halten wir es für wichtig, unsere Perspektive zu vergrößern und sich die Dekarbonisierung eines Unternehmens und eines ganzen Portfolios anzusehen.

Dazu kann man die Daten der Transition Pathway Initiative (TPI) nutzen, einer Gruppe von Asset-Eigentümern, die Unternehmen daraufhin analysiert, wie gut sie auf eine CO2-arme Wirtschaft vorbereitet sind. Die Informationen sind zukunftsorientiert, sektorspezifisch und für jeden verfügbar. Der einzige Nachteil ist, dass sie nur für die Branchen mit den meisten Emissionen zur Verfügung stehen. Vor allem gibt es sie nicht für Finanzunternehmen, die ja vielleicht die Unternehmen mit den meisten Emissionen finanzieren.

Wenn wir aber diese Art von Informationen mit den Ergebnissen der Science-Based Targets initiative (SBTi) kombinieren, können wir uns ein recht gutes Bild von der Zukunft eines Unternehmens vor dem Hintergrund der Dekarbonisierung der Wirtschaft machen. Die SBTi prüft und genehmigt die Pläne von Unternehmen zur Einhaltung der Pariser Klimaziele, und das für mehr Sektoren als die TPI.

Sich engagieren

Die Orientierung an diesen Zielen ist nur ein Aspekt, und es ist wichtig, dass Assetmanager immer die finanziellen Ziele eines Kundenportfolios im Auge behalten. Hier ist der Climate Value-at-Risk (CVaR) hilfreich, obgleich der Name ein wenig irreführend ist. Der CVaR ist im Grunde genommen ein Instrument zur Szenarioanalyse, welchen Einfluss es auf den Wert eines Portfolios hätte, wenn man die Klimarisiken heute vollständig einpreisen würde. Anhand des CVaR können Investoren erkennen, welche Faktoren die Risiken maßgeblich bestimmen, und die möglichen finanziellen Folgen besser verstehen. Beispielsweise könnte jeglicher Anstieg der CO2-Preise das Geschäftsmodell eines Unternehmens mit hohen Emissionen erschüttern.

Dieser umfassende Ansatz zeigt, dass man qualitative und quantitative Daten und Informationen kombinieren muss. Und zweifellos muss jegliche Einschätzung der Machbarkeit von Plänen zur Emissionsverringerung auch auf einer Einschätzung der Qualität des Managements fußen – auf seiner Fähigkeit, Dinge umzusetzen.

Dabei sind Investoren, die auf ein zielgerichtetes Engagement setzen, aus unserer Sicht klar im Vorteil.  Engagement ist ein weiterer Teil des aktiven Managements, den ein passiver Ansatz nicht leisten kann. In einer Welt, in der sich ESG-Ziele und vor allem Klimaziele sehr schnell ändern können und schwer zu definieren sind, müssen sich Investoren auf die Qualität des Managements verlassen können – und sie müssen wissen, was genau die ESG-Performance eines Unternehmens bestimmt.

Die dafür zur Verfügung stehenden Daten haben sich schnell verbessert. Aber perfekt sind sie noch nicht. Bislang gibt es nur wenige ESG-Kennzahlen, die es an Klarheit mit Finanzkennzahlen aufnehmen können. Aber es gibt genug, die aktive und engagierte Assetmanager sinnvoll nutzen können, um Portfolios zusammenzustellen, die Schutz gegen ESG-Risiken anstreben, Chancen erkennen können und sich an den Pariser Klimazielen orientieren.

Die im Investmentprozess genutzten ESG-Daten stammen zum Teil von externen Anbietern und zum Teil von uns selbst. Sie sind subjektiv und können sich ändern. Trotz einiger diesbezüglicher Initiativen gibt es noch immer keine einheitlichen Definitionen für ESG-Kriterien, sodass sie sehr unterschiedlich sein können. Deshalb sind Investmentstrategien, die ESG-Kriterien berücksichtigen und ESG-Berichte nutzen, manchmal schwer vergleichbar. Strategien, die ESG-Kriterien berücksichtigen, und Konzepte, die mit Nachhaltigkeitskriterien arbeiten, verwenden möglicherweise ESG-Daten, die auf den ersten Blick gleich erscheinen, aber unterschiedlich berechnet sein können.

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