Investment Institute
Die Sicht des Chefvolkswirts

Zurück zur Buchstabensuppe

  • 19 April 2022 (7 Minuten Lesezeit)

  • In ihrer Pressekonferenz gab sich die EZB eher falkenhaft, aber die Märkte reagierten positiv. Dennoch ist die Offenheit, mit der Lagarde darüber sprach, dass sie Maßnahmen gegen eine Fragmentierung treffen werde, beruhigend. Um einzuschätzen, welche Wege die EZB jetzt einschlagen könnte, müssen wir ins Jahr 2012 zurückblicken.
  • Im März war die Inflation in den USA überraschend niedrig, aber es ist zu früh, um die Wende auszurufen.

Die Pressekonferenz von Christine Lagarde in der letzten Woche dämpfte die Erwartungen der Märkte, dass die EZB bald einen Zinserhöhungszyklus einläuten wird. Entgegen den Befürchtungen einiger Investoren wird die Zentralbank ihre Wertpapierkäufe zwar nicht schneller zurückfahren als geplant. Der im letzten Monat vorgestellte Zeitplan bleibt bestehen.  Dennoch sprach die Rhetorik aus unserer Sicht eher für eine Straffung: Das Risiko einer anhaltend hohen Inflation beunruhigt die Zentralbank offensichtlich immer mehr, und obgleich Christine Lagarde mehrfach betonte, dass man angesichts der Unsicherheit im Zusammenhang mit dem Ukrainekrieg sehr umsichtig vorgehen wird, scheint die Zentralbank die Folgen des Konflikts als handhabbar zu betrachten. Auch der EZB-Rat scheint von der Verschlechterung der Finanzbedingungen unbeeindruckt.

Dennoch reagierte der Anleihenmarkt positiv auf die Bereitschaft von Lagarde, gegebenenfalls zeitnah Maßnahmen zur Verhinderung einer Fragmentierung zu „entwickeln und umzusetzen“. Zur Form dieser möglichen Programme hielt sie sich allerdings ausgesprochen bedeckt. Das ist verständlich, wenn man bedenkt, mit welchen technischen Schwierigkeiten die EZB bereits in der Vergangenheit zu kämpfen hatte, als sie, um die Geldpolitik zu normalisieren, Instrumente entwickelte, die speziell auf Transmissionsprobleme ausgerichtet waren. Werfen wir einen Blick zurück in die Jahre 2010/2012 und die Diskussionen um die Programme für die Wertpapiermärkte (Securities Markets Programme – SMP) und zum Ankauf von Staatsanleihen (Outright Monetary Transactions – OMT). Letzteres kam zwar nie zum Einsatz, wurde aber zehn Jahre lang als „Lieblingswaffe“ gegen eine Fragmentierung betrachtet. Allerdings ist OMT ein mühsames Unterfangen, aber die Alternativen sind auch nicht gerade bestechend.  Wir wissen aber auch, dass es ein Ungleichgewicht gibt zwischen dem, was von der EZB verlangt wird – mehr ptolemäische Kreise um ihre Kernaufgaben herum zu schaffen, um jedes Problem der Währungsunion zu beheben –, und dem Beitrag der Regierungen der Mitgliedsländer. 2012 war die Lösung der Staatsschuldenkrise am Ende nicht nur der EZB zu verdanken, sondern auch der Fähigkeit der Mitgliedsländer, neue Instrumente wie den Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) zu konzipieren. Wir sind noch immer der Meinung, dass die EZB ohne eine Ausweitung von NextGenerationEU möglicherweise zu halbherzigen Lösungen gezwungen sein wird, beispielsweise zu einer Reinvestition der Erlöse aus den Quantitative-Easing-Programmen zur Unterstützung der anfälligsten Volkswirtschaften.

Unterdessen überraschten die US-Daten letzte Woche mit einer lange nicht mehr gehörten Nachricht: Die Kerninflation ist weniger stark gestiegen als erwartet. Um die Inflationswende auszurufen, ist es aber noch zu früh, weil die Inflationsentwicklung vor allem von einer Komponente bestimmt wurde – den Gebrauchtwagenpreisen. Dennoch gehen wir weiter von einem baldigen Rückgang der US-Verbraucherpreise aus, der es der Fed erlauben wird, ihre Straffung zu bremsen, bevor die im Dot Plot prognostizierten Niveaus erreicht werden.

Laden Sie hier den kompletten Artikel herunter (EN)
Kompletten Artikel herunterladen (EN) (447.43 KB)

Ähnliche Artikel

Die Sicht des Chefvolkswirts

Draghi trifft den Zeitgeist

Die Sicht des Chefvolkswirts

Zoom auf den Boom

Die Sicht des Chefvolkswirts

Grüße aus Davos

    Rechtliche Hinweise

    Die Informationen dieser Internetseite richten sich an Anleger mit Sitz in der Schweiz.

    Für die unberechtigte Nutzung der Internetseite übernimmt AXA Investment Managers Schweiz AG (AXA IM) keine Haftung.

    Diese Webseite dient ausschliesslich Werbe- und Informationszwecken. Die publizierten Informationen und Meinungsäusserungen werden ausschliesslich zum persönlichen Gebrauch bereitgestellt. Die in diesem Dokument von AXA IM zur Verfügung gestellten Informationen, Daten, Zahlen, Meinungen, Aussagen, Analysen, Prognose- und Simulationsdarstellungen, Konzepte sowie sonstigen Angaben beruhen auf unserem Sach- und Kenntnisstand zum Zeitpunkt der Erstellung und können jederzeit und ohne vorherige Ankündigung geändert werden.

    AXA Investment Managers Schweiz AG übernimmt keine Gewährleistung (weder ausdrücklich noch stillschweigend) für Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der publizierten Informationen und Meinungsäusserungen. AXA Investment Managers Schweiz AG ist insbesondere nicht verpflichtet, nicht mehr aktuelle Informationen zu entfernen bzw. diese ausdrücklich als solche zu kennzeichnen. Soweit die in diesem Dokument enthaltenen Daten von Dritten stammen, übernimmt AXA IM für die Richtigkeit, Vollständigkeit, Aktualität und Angemessenheit dieser Daten keine Gewähr, auch wenn nur solche Daten verwendet werden, die als zuverlässig erachtet werden.

    Die Angaben auf der Internetseite der AXA Investment Managers Schweiz AG stellen weder Entscheidungshilfen für wirtschaftliche, rechtliche, steuerliche oder andere Beratungsfragen dar, noch dürfen allein aufgrund dieser Angaben Anlage- oder sonstige Entscheidungen gefällt werden.  Vor jeder Investitionsentscheidung sollte eine ausführliche und an der Kundensituation ausgerichtete Beratung erfolgen.

    Die Wertentwicklung der Vergangenheit bietet keine Gewähr und ist kein Indikator für zukünftige Anlageergebnisse und/oder die zukünftige Wertentwicklung oder Rendite einer Anlage. Wert und Rendite einer Anlage können steigen oder fallen und werden nicht garantiert.

    AXA Investment Managers Schweiz AG