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Die Sicht des Chefvolkswirts

Vorsicht, Ansteckungsgefahr!

  • 26 September 2022 (5 Minuten Lesezeit)

  • Die Fed ist zu vielem bereit, um ihr Inflationsziel zu erreichen. Das Wachstum wird teuer.
  • Weil die Gefahr eines Übergreifens auf den Euroraum besteht, dürfte die EZB zweimal nachdenken, bevor sie sich auf eine Quantitative Lockerung (Quantitative Tightening, QT) einlässt.
  • Die abenteuerliche Wirtschaftspolitik der britischen Regierung wird wie erwartet vom Markt alles andere als willkommen geheissen.

Das Narrativ der Fed ist klarer: „Zuerst muss der Arbeitsmarkt schwächer werden, und wenn das eine Rezession erfordert, dann ist das so“. Allerdings ist das noch immer nicht ihr Basisszenario. Nach wie vor werden viele neue Stellen geschaffen. Das spricht für eine noch straffere Geldpolitik, und der im jüngsten Dot Plot erwartete Höchststand der Zinsen liegt klar im restriktiven Bereich. Insgesamt sind die Finanzbedingungen trotz ihrer Korrektur aufgrund der aktuellen Inflationserwartungen jetzt wieder so straff wie vor der internationalen Finanzkrise. Das Potenzialwachstum ist seit 2008 zurückgegangen. Der derzeitige Finanzdruck auf die Wirtschaft dürfte daher schon jetzt, also vor den von uns erwarteten weiteren Zinserhöhungen der Fed um 100 Basispunkte, enorm sein. Der Preis des Wachstums sollte nicht unterschätzt werden.

Die Folgen für den Rest der Welt werden jeden Tag problematischer. Letzte Woche haben wir über die Einschätzung von Maurice Obstfeld geschrieben. Er ist der Ansicht, dass die Zentralbanken ihre Geldpolitik derzeit um die Wette straffen, sodass sie am Ende insgesamt zu restriktiv sein wird. Die Reaktion der europäischen Märkte auf die Äusserungen der Fed in der letzten Woche ist ein typisches Beispiel. Die Investoren erwarten jetzt auch von der EZB eine noch stärkere Straffung. Möglicherweise gehen sie dabei auch davon aus, dass der schwache Euro in den kommenden Monaten bei den Entscheidungen der Zentralbank eine noch wichtigere Rolle spielen wird. Fairerweise muss man aber sagen, dass die jüngsten Aussagen der EZB dem Markt zahlreiche Gründe geliefert haben, von einer noch restriktiveren Geldpolitik auszugehen. Auch der Anleihemarkt ist in Bewegung. Letzten Freitag lagen die italienischen Zehnjahresrenditen bei 4,34%. Dies könnte die neue Regierung in Rom daran erinnern, dass sie nur wenig finanzpolitischen Spielraum haben wird. In jedem Fall dürfte die EZB angesichts der aktuellen Verfassung des Marktes – und eines Übergreifens der Lage in den USA auf den Euroraum – zweimal nachdenken, bevor sie sich auf ein Quantitative Tightening stürzt, auch wenn ich angesichts der Töne aus Frankfurt darauf keine Wette abschliessen würde.

Mit ihrer Entscheidung gegen eine „Mega-Zinsanhebung“ in der letzten Woche stand die Bank of England alleine da. Aber vermutlich wird sie sehr bald nachziehen müssen. Dass der Markt die jüngsten fiskalpolitischen Entscheidungen nicht mochte, ist eine Untertreibung. Wir halten sie nach wie vor für ein höchst abenteuerliches Programm. Die Lösungsansätze aus den 1980er-Jahren dürften in den 2020ern wenig nutzen.

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