Die Risiken des Ukrainekrieges sorgen dafür, dass die schon zuvor hohe Inflation länger hoch bleibt
Durch den Krieg in der Ukraine sind zwar die Preise vieler Rohstoffe gestiegen, aber schon zuvor war die Inflation nicht nur wegen der Nahrungsmittel und des Öls hoch. In vielen Industrieländern lagen die Teuerungsraten auf einem seit Jahrzehnten nicht mehr gemessenen Niveau. Wir bevorzugen kurz laufende inflationsindexierte Anleihen (Linker) und gehen nicht davon aus, dass eine straffere Geldpolitik ein hohes Risiko für diese Strategie ist.
Die Inflationsprognosen werden immer weiter nach oben revidiert, und der erwartete Wendepunkt rückt immer weiter in die Ferne.
Vor einem Jahr war man davon ausgegangen, dass die US-Inflation im Sommer 2021 auf 3,5% gestiegen sein und dann wieder zurückgehen würde. Für den Sommer 2022 rechnet man heute mit fast 9%. Die Inflationsprognosen für dieses Jahr sind kontinuierlich gestiegen, aber nach den Bloomberg-Konsenserwartungen gilt die hohe Teuerung noch immer als vorübergehend. Die Prognosen für 2023 liegen etwa auf der gleichen Höhe wie die angestrebten Leitzinsen der Zentralbanken.
Zurzeit ist die Inflation pandemiebedingt hoch, aber angesichts der mittelfristigen Risiken dürfte sie das auch bleiben.
Die derzeit hohe Teuerung ist zu einem großen Teil auf die COVID-19-Pandemie zurückzuführen. Die aktuellen Lockdowns in China sorgen dafür, dass sie länger hoch bleibt als erwartet. Darüber hinaus sehen wir drei mittelfristige Risiken, die für einen weiteren Anstieg sorgen könnten – und der Krieg in der Ukraine hat diese Risiken noch verschärft: Erstens höhere Staatsausgaben (wobei die höheren Verteidigungsbudgets noch gar nicht eingeschlossen sind), zweitens Handelskriege und die Rückführung von Produktionskapazitäten in die eigenen Länder und drittens die grüne Revolution (Greenflation).
Trotz des Risikos, dass sich die Inflation als dauerhafter und hartnäckiger erweist als von den Volkswirten erwartet, rechnet der Markt mit einem starken Rückgang im nächsten Jahr.
Wir sind überzeugt, dass die Inflation in der zweiten Jahreshälfte 2022 nachlassen wird, aber möglicherweise wird das nicht so schnell gehen, wie die Marktteilnehmer erwarten. Gemessen an den Inflation Swaps wird die Teuerung in den USA und in Europa ab Ende 2023 wieder so hoch sein wie die von den Zentralbanken angestrebten Leitzinsen. Wir halten das für optimistisch, es sei denn, die Wirtschaft fällt in eine Rezession.
Bei den derzeit extrem hohen Inflations-Monatsdaten dürften Linker recht gute laufende Erträge erzielen. Deshalb geben wir kurz laufenden Linkern den Vorzug. Wir wollen den großzügigen Zinsaufschlag nutzen und das Durationsrisiko begrenzen.
Zurzeit halten wir die Normalisierung der Geldpolitik für kein großes Problem, weil die laufenden Erträge hoch genug sind, um mögliche Kursrückgänge auszugleichen. Wir behalten allerdings die Ölpreise genau im Blick, um zu reagieren, falls sie stark zurückgehen, sodass Inflation und laufende Erträge nachlassen.
Rechtliche Hinweise