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2023: Das Jahr der grünen, sozialen und nachhaltigen Anleihen? Drei Gründe für Optimismus

  • 16 März 2023 (7 Minuten Lesezeit)

Im Überblick

  • Der Weg zu Netto-Null erfordert massive Investments und bringt Chancen für Investoren mit sich, die sich für grüne, soziale und nachhaltige Anleihen (GSSBs) interessieren.
  • Wir halten diese Art von Anleihen für gut aufgestellt, um von einem sich verbessernden gesamtwirtschaftlichen Umfeld, attraktiven Bewertungen und der steigenden Anlegernachfrage zu profitieren.
  • Wichtig ist, dass man eine sorgfältige Auswahl trifft und in zielführende Projekte glaubwürdiger Emittenten investiert. 

2022 war ein schwieriges Jahr für Anleiheninvestoren, und nachhaltige Papiere waren da keine Ausnahme. Dennoch darf man für die Assetklasse aus drei Gründen optimistisch sein. Der Markt für grüne Anleihen war vergleichsweise stabil und bot attraktive Investmentchancen, sodass das Investoreninteresse trotz Volatilität weiter gestiegen ist. 2023 könnte der Anleihenmarkt wieder anziehen1 . Noch gibt es viele Unsicherheiten, aber zunehmend auch Anzeichen für eine nachlassende Inflation, ein weniger schwaches Wachstum als erwartet und ein mögliches baldiges Ende des Zinserhöhungszyklus der Zentralbanken. Ein solches Umfeld könnte vor allem grüne, soziale und nachhaltige Anleihen zugutekommen.

Angesichts der schärferen Regulierungen und strengeren Prüfungen nachhaltiger Anlagen könnten GSSBs auch von ihrer Transparenz profitieren. Unsere Analysen grüner Anleihen haben ergeben, dass die CO2-Intensität der mit ihnen finanzierten Projekte weniger als halb so hoch sind wie die ihrer Emittenten2 . Offensichtlich erfüllen sie nicht nur ihre wichtigste Rolle, die Finanzierung von Projekten, die Umweltnutzen stiften, sondern sind zudem ein liquider Markt3 mit Wachstumspotenzial, sodass höhere Handelsvolumina möglich werden.

Grüne, soziale und nachhaltige Anleihen: Drei Gründe für Optimismus im Jahr 2023

Ein sehr dynamischer Markt

Trotz des turbulenten Konjunkturumfelds im letzten Jahr wurden für 606 Milliarden US-Dollar neue grüne, soziale und nachhaltige Anleihen emittiert4 , vor allem Green Bonds. Auf sie entfallen fast 400 Milliarden US-Dollar. Damit erreichten sie 2022 nicht nur wieder ihr Rekordvolumen des Vorjahres, sondern es gab 115 zusätzliche erstmalige Emittenten.

Unternehmensanleihen hatten das dritte Jahr in Folge über 50% Anteil am Emissionsvolumen, weil immer mehr Sektoren hinzukommen, beispielsweise Immobilien, Automobilindustrie, Konsumgüter und Telekommunikation. Aber es wurden auch mehr grüne Staatsanleihen begeben. Einige Länder wie Österreich oder Kanada emittierten erstmals Green Bonds.

Das belegt nicht nur die Glaubwürdigkeit dieser Anleihenart, wenn es darum geht, den Finanzierungsbedarf der Vorbereitung auf Netto-Null zu unterstützen, sondern zeigt auch, dass in allen Sektoren aktiv auf dieses Ziel hingearbeitet wird. Wir gehen davon aus, dass sich der Markt in Zukunft nicht nur nach Sektoren, sondern auch nach Ländern und Regionen diversifizieren wird. US-Unternehmen könnten mehr grüne Anleihen begeben, vor allem nach Einführung des US Inflation Reduction Act. Auch in den Emerging Markets könnte die Emissionstätigkeit weiter anziehen, weil eine globale Wende nicht ohne erhebliche Investitionen in diese Region gelingen kann.

Die Entwicklung der Märkte für soziale und nachhaltige Anleihen war etwas komplexer. Bemerkenswert ist aber die Ausgabe der ersten sozialen Immobilienanleihe, die möglicherweise den Weg für weitere Emissionen aus diesem Sektor bereitet. Der Markt für nachhaltige Anleihen ist viel stärker von US-Emissionen geprägt als die Märkte für grüne und soziale Anleihen, an denen eher in Euro emittiert wird. Dadurch könnten weiterhin zahlreiche Investmentchancen in unterschiedlichen Sektoren und Ländern entstehen.

Attraktive Bewertungen

Weil sich die Renditen Ende 2022 erholt haben, scheinen die Bewertungen immer attraktiver. Auf kurze Sicht bestehen nach wie vor Unsicherheiten: Die Zentralbanken bleiben restriktiv, um Gesamt- und Kerninflation in die Knie zu zwingen, und im 1. Quartal werden enorm viele neue Anleihen begeben. Die langfristigen Aussichten des Anleihenmarktes scheinen sich aber kontinuierlich zu verbessern. Weil GSSBs häufig Unternehmensanleihen und zinssensitiv sind, dürften sie davon besonders profitieren.

Tatsächlich sind wir der Ansicht, dass einige der Faktoren, die 2022 für den Minderertrag von GSSBs gegenüber traditionellen Anleihen verantwortlich waren, in diesem Jahr eine Wende zum Besseren vollziehen werden. Zurzeit bieten GSSBs einen interessanten Renditevorteil gegenüber traditionellen Papieren und scheinen besser aufgestellt, um von fallenden Renditen und engeren Credit Spreads zu profitieren.

Steigendes Anlegerinteresse

In den letzten Jahren ist das Investoreninteresse an nachhaltigen Strategien gestiegen. Angesichts der strengeren Regulierungen müssen sie jetzt ihre Glaubwürdigkeit weiter unter Beweis stellen. Dafür eigenen sich grüne, soziale und nachhaltige-Anleihen sehr gut. Sie sind transparent, und die mit ihnen finanzierten Projekte sind messbar. Davon dürfte die Assetklasse aus unserer Sicht in besonderem Masse profitieren, sodass vermutlich sowohl die Zahl der Investoren als auch die der Emittenten steigen wird.

Das Netto-Null-Ziel erfordert in den nächsten Jahren massive Investitionen. Beispielsweise zeigt eine aktuelle Studie5 , dass zusätzlich 3,5 Billionen US-Dollar-Anlageinvestitionen pro Jahr in die Systeme für Energie und Landnutzung notwendig sind, um das Ziel bis 2050 zu erreichen. Initiativen wie REPowerEU oder ’s der Inflation Reduction Act den USA dürften die Investitionstätigkeit beschleunigen, und das dürfte GSSBs zugutekommen.

Im Bereich Soziales verstärken Probleme im Zusammenhang mit Streiks und hohen Lebenshaltungskosten die Ungleichheit. Hinzu kommen die niedrigen Haushaltseinkommen in den Schwellenländern, die es schwierig machen, die klimawandelbedingten Schäden und den Übergang zur Netto-Null zu finanzieren. Deshalb könnten 2023 wieder mehr soziale Anleihen begeben werden.

Auch wenn die Aussichten recht gut sind, sollten Investoren bei Anlagen in nachhaltige Anleihen vorsichtig sein. Assetmanager müssen in relevante Projekte von glaubwürdigen Emittenten investieren, und das setzt eingehende Analysen voraus. Hier kommt es auf die Fähigkeiten des Assetmanagers an. Deshalb haben wir eine leistungsfähige Leitlinie entwickelt, die uns eine sehr sorgfältige Auswahl ermöglicht.

Zudem – und auch das ist wichtig – werden wir Regulierungen im Zusammenhang mit den bevorstehenden grünen und sozialen Taxonomien sehr genau beobachten und daran mitarbeiten. Interessant ist, wie sie mit der Sustainable Finance Disclosure Regulation, SFDR und den aktuellen lokalen Vorschriften harmonieren. Zweifellos werden wir uns alle anpassen müssen, aber das ändert nichts daran, dass wir einen Beitrag zu einer grünen und gerechten Wende leisten wollen.

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