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Die Sicht des Chefvolkswirts

Das Ziel ist das Ziel

  • 17 Juli 2023 (5 Minuten Lesezeit)

  • Sehr gute Nachrichten zur US-Inflation, aber die Erholung der Reallöhne spielt den Verfechtern einer straffen Geldpolitik in die Hände
  • Immer mehr Stimmen fordern eine Anhebung des Inflationsziels der Zentralbank.
  • China braucht einen Wachstumsschub, aber der politische Spielraum ist vermutlich kleiner, als die meisten denken.

An den US-Inflationszahlen für den Juni gab es wenig auszusetzen. Alle wichtigen Kennziffern bewegen sich in die richtige Richtung. Das lässt uns weiter hoffen, dass die Zinsanhebung der Fed im Juli die letzte sein wird. Aber man muss die Reallöhne im Blick behalten: Seit Mai ist die Kaufkraft der Erwerbstätigen in den USA wieder gestiegen. Das könnte dem Konsum wieder Auftrieb geben und die „letzte Meile“, also den Rückgang der Inflation auf die angestrebten 2%, schwieriger machen. Solche Dinge werden wahrscheinlich die Diskussionen des Offenmarktausschusses über die Geldpolitik ab August am Leben halten. 

Eine vollständige Normalisierung der Inflation ohne einen nennenswerten Rückgang des Konsums ist unwahrscheinlich. Die entscheidenden Fragen sind, wie stark dieser Rückgang sein muss und ob die Zentralbanken angesichts der möglichen schmerzhaften Folgen, die ein konsequentes Anstreben des 2%-Ziels hätte, nicht eher eine grundsätzlich höhere Inflation tolerieren und ihr Inflationsziel anheben sollten. Olivier Blanchard hat diese Diskussion letzten Oktober angestossen, und immer mehr Stimmen unterstützen eine solche Entscheidung. Theoretisch mag einiges für eine Anhebung des Inflationsziels sprechen, aber aus unserer Sicht könnten die gravierenden Auswirkungen auf die langfristigen Zinssätze kontraproduktiv sein, beispielsweise, weil dann die Kosten für die Energiewende noch höher würden, was wiederum die Inflation steigen lassen könnte. Ausserdem halten wir die langfristigen Folgen für den Wettbewerb für bedenklich.

Während der Westen darüber diskutiert, ob 3% Inflation akzeptabel wären, könnte China eine reale Deflation bevorstehen. Das Land braucht einen Wachstumsschub, um gegen die zurzeit fehlende Gesamtnachfrage vorzugehen, und die Zentralbank war bislang sehr zurückhaltend. Jetzt steht die Fiskalpolitik im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, und die Erwartung entsprechender Ankündigungen aus dem Politbüro noch in diesem Monat steigt. Aber keine der möglichen Lösungen ist einfach. Angesichts der schlechten Verfassung der Local Government Financing Vehicles dürfte der politische Spielraum weniger gross sein, als von vielen Marktbeobachtern angenommen. Jedenfalls sollte China möglicherweise von seinen üblichen Wachstumsmassnahmen – mehr staatliche Investitionen – Abstand nehmen und sich auf den Konsum konzentrieren.

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