Gewinnzahlen trösten über Taiwan-Sorgen hinweg, Bank of England hebt Leitzins an
Alles Wichtige auf einen Blick
Erfreuliche Unternehmensgewinne in den USA und Europa trugen inmitten der unruhigen weltpolitischen Lage letzte Woche zu einer Stabilisierung der Aktienmärkte bei. Ein Taiwan-Besuch der Sprecherin des US-Repräsentantenhauses Nancy Pelosi führte zu Spannungen mit China, das mit einer Reihe von Militärübungen in den Gewässern um den Inselstaat reagierte. Aus der Ukraine lief unterdessen der erste Getreidefrachter seit dem russischen Einmarsch aus, nachdem ein Abkommen zur Abmilderung der drohenden weltweiten Nahrungsmittelknappheit und der explodierenden Preise ausgehandelt wurde. Beherrschendes Thema der letzten Woche war die Inflation, wobei sich US-Währungshüter erneut besorgt äußerten und Vermutungen zurückwiesen, dass bei den US-Zinssätzen bereits ein Höhepunkt erreicht sein könnte.
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Die Konjunkturkennzahlen waren uneinheitlich. Mit Werten über 50 sowohl für das verarbeitende Gewerbe als auch für Dienstleistungen deuteten die Juli-Einkaufsmanagerindizes (PMI) des Institute for Supply Management auf Wachstum hin. Der S&P Global US Gesamt-EMI fiel hingegen von 52,3 Punkten im Vormonat auf 47,7 Zähler und wies damit erstmals seit Juni 2020 abwärts. Im Euroraum bestätigte der Gesamt-PMI mit einem 17-Monatstief von 49,9 die Kontraktion. Eine überraschende Schrumpfung ließ sich auch an den amtlichen chinesischen PMI für die Industrie ablesen. Er ging von 50,2 im Juni auf 49,0 im Juli zurück. Eine unabhängige Erhebung des Privatunternehmens Caixin ergab indes einen PMI von 50,4.
Zahl im Fokus: 226 Milliarden US-Dollar
BloombergNEF zufolge erreichten die weltweiten Investitionen in erneuerbare Energien in den ersten sechs Monaten 2022 mit 226 Mrd. US-Dollar einen Rekordwert für eine erste Jahreshälfte. Gegenüber dem Vorjahr betrug der Anstieg 11%. Wie weiter angemerkt wurde, hat die Nachfrage trotz Lieferkettenstörungen, zunehmenden Investitionskosten und der Inflation angezogen. Größter Markt war China, das in der ersten Jahreshälfte 98 Mrd. US-Dollar investierte – 128% mehr gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum. Bei der Finanzierung von Windenergieprojekten wurde ein Anstieg um 16% auf 84 Mrd. US-Dollar verzeichnet. Für die Zukunft geht BloombergNEF von höheren Investitionen in Offshore-Windparks aus, da Länder wie Großbritannien, Frankreich und Deutschland ihre entsprechenden Ziele angehoben haben.
Wissenswertes:
Brainard-Prinzip: Die Vorstellung, dass die Geldpolitik stets konservativ sein sollte, wenn über die Auswirkungen der Zinsen auf die breite Wirtschaft Unsicherheit besteht. Von diesem Grundsatz, der 1967 vom US-Ökonomen William Brainard formuliert wurde, wird zurzeit abgewichen, vor allem im Zusammenhang mit der Inflation. So hob die Bank of England letzte Woche im Zuge ihres größten Aufwärtsschritt seit 27 Jahren ihre Zinsen um 50 Basispunkte auf 1,75% an, um die Teuerung zu bekämpfen. Zugleich sagten die Notenbanker dem Land eine Rezession voraus. Das britische BIP dürfte im 4. Quartal dieses Jahres sinken und 2023 in jedem Quartal weiter schrumpfen.
Das bringt die Woche
Am Montag veröffentlicht Japan mit seiner Economy Watchers Survey sein aktuelles und zukunftsgerichtetes Wirtschaftsklimabarometer. Die USA, China und Deutschland stellen am Mittwoch ihre aktuellen Inflationszahlen vor. Ebenfalls am Mittwoch kommt der chinesische Erzeugerpreisindex (EPI) heraus, der die Großhandelsinflation misst, gefolgt vom US-EPI am Donnerstag. Am Freitag gibt es eine vorläufige Schätzung des britischen BIP-Wachstums im 2. Quartal sowie Daten zur Industrieproduktion im Euroraum und in Großbritannien.
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