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Nachhaltigkeit

Anlegen in Biodiversität bedeutet, die Lösungen zu sehen, nicht nur die Probleme

  • 17 April 2023 (5 Minuten Lesezeit)

  • Investoren, die zum Schutz der Biodiversität beitragen wollen, sollten darüber nachdenken, ihr Kapital direkt in Unternehmen zu investieren, die entsprechende Lösungen bieten.
  • In vielen Sektoren werden massenweise innovative Technologien, Prozesse und Ansätze entwickelt, die Unternehmen helfen, ihre Umweltfolgen zu mindern, vor allem ihre Auswirkungen auf das Artensterben.
  • Wir haben in mehreren Sektoren aussichtsreiche Investmentchancen gefunden, beispielsweise in der Landwirtschaft, der Wasseraufbereitung und im Bereich nachhaltige Materialien.

Nach Analysen des World Economic Forum ist über die Hälfte der Weltwirtschaft (ein Volumen von etwa 44 Billionen US-Dollar) mehr oder weniger stark vom Verlust der Artenvielfalt betroffen. 1 Zugleich wird zurzeit zu wenig in den Schutz der globalen Biodiversität investiert.

Etwa 133 Milliarden US-Dollar jährlich fliessen in naturbasierte Lösungen, davon 18 Milliarden über private Finanzierungen, aber nach Angaben der Vereinten Nationen muss sich das bis 2030 mindestens verdreifachen, wenn die Welt ihre Klimaziele erreichen will.2

Deshalb überrascht es nicht, dass der Schutz der Ökosysteme unseres Planeten und der Natur für immer mehr Investoren an Bedeutung gewinnt und sie ihr Kapital nutzen wollen, um die Umweltkrise zu bekämpfen.

Aus unserer Sicht gibt es über Anlagen unter Berücksichtigung von ökologischen, sozialen und governancebezogenen (ESG-)Faktoren mit Schwerpunkt auf Biodiversität hinaus weitere Möglichkeiten, zum Artenschutz beizutragen. Eine davon sind gezielte Investitionen in Unternehmen, die Lösungen bieten.

Statt einfach nur in Firmen zu investieren, die der Biodiversität wenig schaden, aber über ihre eigenen Prozesse hinaus wenig Nutzen stiften, halten wir Unternehmen für interessant, die Produkte und Leistungen bieten, die einen grösseren Beitrag zum Schutz der Biodiversität leisten.

Hier konzentrieren wir uns auf drei Bereiche: Landwirtschaft und Aquakultur, Wasseraufbereitung und nachhaltige Materialien. Hier finden sich aus unserer Sicht Unternehmen, die sowohl helfen, die Artenvielfalt zu schützen, als auch Chancen für Investoren bieten.

Technologiebasierte Landwirtschaft

Klimawandel, COVID-19-Pandemie und Ukrainekrieg haben die Nahrungsmittelkrise verschärft. 2022/23 dürfte das weltweite Nahrungsmittelangebot auf ein 3-Jahres-Tief fallen. Für 349 Millionen Menschen in 79 Ländern herrscht „akute Ernährungsunsicherheit“.1 Die Welt muss Wege finden, die Ernten ertragreicher zu machen und vor Krankheitsbefall zu schützen, ohne die Umwelt mehr zu verschmutzen und ohne Einsatz von Pestiziden, die Schäden anrichten können.

Neue Technologien helfen Nahrungsmittelproduzenten, ihre Biodiversitätsfolgen zu mindern und zugleich die Produktivität zu erhöhen. Zu ihnen zählen die Präzisionslandwirtschaftssysteme von Deere, die effizienter pflanzen, bewässern, düngen und gegen Schädlinge schützen können als konventionelle Maschinen zur Pflanzung, Bewässerung und Ausbringung von Düngern und Pestiziden.4 Dadurch wird weniger Dünger benötigt und das Abschwemmungs- und Eutrophierungsrisiko (Sauerstoffarmut von Gewässern aufgrund zu vieler Nährstoffe), das der Biodiversität schadet, lässt nach. Auch die Kosten sinken.

Unternehmen, die in diesem Bereich tätig sind, müssen sich an neue Regulierungen anpassen, darunter das Ziel der Europäischen Union, den Einsatz chemischer Pestizide bis 20303 zu halbieren. Dadurch entstehen mehr Chancen für Investoren.

Neben der Landwirtschaft gilt auch die Aquakultur, vor allem die Zucht verzehrfähiger Fische, zunehmend als wichtiger Teil des globalen Nahrungsmittelangebots. Aber mehr als ein Drittel (35,4%) der Fischvorkommen sind überfischt – mit Folgen sowohl für die Ernährungssicherheit als auch die Artenvielfalt.6

Fisch enthält viel Omega-3-Fettsäuren, einen wichtigen Nährstoff für Menschen, der auch in der Fischzucht als Futter für grössere Fische wie Lachse genutzt wird. Eine Möglichkeit, den Rückgang der Bestände zu stoppen, ist die Herstellung von pflanzenbasiertem Omega-3 aus Algen statt aus Fisch. Hier bieten Unternehmen wie Corbion nachhaltige Alternativen, die den Druck auf die Meeresressourcen mindern.7

Intelligente Wassernutzung und -aufbereitung

Für den lebenswichtigen Rohstoff Wasser gibt es keinen Ersatz.  Wasser wird häufig als unendliche Ressource betrachtet, aber tatsächlich ist es Salzwasser, das unsere Erde zum Grossteil bedeckt. Nur 3% der globalen Wasserressourcen sind Süsswasser, und davon sind zwei Drittel für Menschen nicht zugänglich, beispielsweise weil es in Gletschern gebunden ist. Etwa 2,7 Milliarden Menschen leiden unter Wasserknappheit, zumindest zeitweise, und 2,4 Milliarden haben keinen Zugang zu sanitären Anlagen. 8

Wasseraufbereitung, also Filterung und Reinigung, spielt dabei eine wichtige Rolle. Unternehmen, die aus unserer Sicht in dieser Branche führend sind, nutzen Künstliche Intelligenz und Digitalisierung, um Lösungen für ihre Kunden zu entwickeln, die diesen helfen, der Artenvielfalt weniger zu schaden. Zu diesen Innovationen zählt das intelligente Wassersystem von Evoqua, das Fernsteuerung und -analysen ermöglicht. In den Anlagen des Unternehmens kann aus Abwasser Biogas erzeugt und damit Strom aus erneuerbarer Energie für täglich etwa 5.000 Haushalte bereitgestellt werden. 9

Ausserdem entstehen immer mehr Chancen im Bereich Wasserzähler, durch die sich der Verbrauch optimieren und senken lässt. Fündig werden können Investoren bei neuen Technologien, weil der Wassersektor zunehmend digitaler wird. Das zeigt sich in Lösungen wie im Software- und Analyseangebot von Xylem, das Unternehmen aus den Sektoren Wasser und Abwasser hilft, die Herausforderungen auf nachhaltigere Weise anzugehen.10

Innovationen bei nachhaltigen Verpackungen

Der dritte Bereich, in dem Unternehmen aus unserer Sicht mit ihren Produkten und Lösungen den Artenschutz unterstützen, sind nachhaltige Materialien, beispielsweise für die Verpackung von Nahrungsmitteln und Getränken – wie Aluminiumdosen.

Zwar hat der Abbau des Metalls natürlich Folgen für die Biodiversität, aber fast 70% aller weltweit hergestellten Aluminiumdosen werden recycelt, und das immer und immer wieder.  Ball ist einer der Marktführer für Aluminiumdosen und sagt, dass es im Idealfall nur 60 Tage dauert, bis die von einem Kunden gekaufte Getränkedose wieder neu befüllt im Regal steht.11

Auch Papier- und Verpackungsunternehmen versuchen, recyceltes Material zur Herstellung neuer Verpackungen zu nutzen und damit weniger nachhaltige Alternativen zu ersetzen. Natürlich müssen für die Papierherstellung Bäume gefällt werden, aber diese können aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammen, bei der jedes Jahr mehr Bäume gepflanzt als geerntet werden.  Dazu können Unternehmen auch Flächen nutzen, die für die Artenvielfalt eine kleinere Rolle spielen, beispielsweise ehemaliges Weideland – ein Ansatz, den das finnische Verpackungsunternehmen Stora Enso verfolgt, dessen Wälder eine Netto-Kohlenstoffsenke sind. Die Produkte von Stora Enso können als Alternative zu Plastik in der Mikrowelle genutzt werden, was die CO2-Emissionen um bis zu zwei Drittel senkt.12

Nachhaltige Materialien sind aber nicht nur in der Verpackungsindustrie wichtig. Die Modeindustrie ist für 10% der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich, und schon jetzt sehen wir massenweise Innovationen, die hier mehr Nachhaltigkeit fördern.13  So entwickeln Unternehmen wie Lenzing effizientere Textilproduktionsprozesse, die die Umwelt weniger belasten und zum Artenschutz beitragen, beispielsweise, indem sie unkonventionelle Rohstoffe wie Zellstoff aus Orangen zur Herstellung von Fasern nutzen. Ein weiteres Beispiel ist die Entwicklung neuer Methoden zur Einfärbung von Textilfasern während ihrer Produktion, sodass das Material nicht extra gefärbt werden muss. Damit entfällt ein Prozess, der stark zur Wasserverschmutzung beiträgt.14

Anlagen in eine nachhaltigere Zukunft

Zweifellos geht von der Gesellschaft eine hohe Belastung der Ökosysteme aus, und angesichts der steigenden Weltbevölkerung und der immer höheren Lebensstandards wird sich daran vermutlich nichts ändern. Aber um die Biodiversität zu erhalten und das Artensterben zu verlangsamen, müssen wir unserer Ansicht nach Lösungen finden, mit denen sich unser Biodiversitätsfussabdruck auf nachhaltigere Weise verkleinern lässt, und in sie investieren. 

In vielen Sektoren werden massenweise innovative Technologien, Prozesse und Ansätze entwickelt, die Unternehmen helfen, ihre Umweltfolgen zu mindern und die Biodiversität zu erhalten. Wir haben nur einige von ihnen genannt, halten aber Aktien aus vielen Bereichen für interessant für Investoren, die ein auf den Erhalt der Artenvielfalt ausgerichtetes Portfolio zusammenstellen wollen.

Hinweise auf Unternehmen dienen nur zur Illustration und dürfen nicht als Anlageempfehlungen verstanden werden.

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