Investment Institute
Die Sicht des Chefvolkswirts

Der Bär und die Schildkröten

  • 14 Februar 2022 (7 Minuten Lesezeit)

  • Wir untersuchen, was aus volkswirtschaftlicher Sicht gegen eine erneute Aufrüstung in Europa spricht. Russland hätte ein Problem. Möglicherweise ist sich Moskau dessen nur zu bewusst und geht gerade deshalb jetzt so hart vor.  
  • Auch wenn einige sehr bekannte Sell-Side-Analysten anderer Meinung sind, gehen wir davon aus, dass die Fed nach ihrer ersten Zinserhöhung im März in eine ruhigere Gangart schalten wird.

Den öffentlichen Warnungen der US-amerikanischen und britischen Regierungen zufolge lassen die Spannungen mit Russland wegen der Ukraine nicht nach, sondern könnten sich in dieser Woche trotz aller diplomatischen Bemühungen sogar noch verschärfen. Eine weitere Eskalation hätte zweifellos kurzfristige Folgen für die europäische Wirtschaft. Wir haben untersucht, welche makroökonomischen Auswirkungen ein Wettrüsten in Europa hätte.  Gemessen am Anteil am BIP liegen die Rüstungsausgaben Russlands und der EU Welten auseinander; in absoluten Zahlen sieht das ganz anders aus. Angesichts der zu erwartenden Entwicklung von Russlands Demografie und Wirtschaft dürfte es Moskau schwerfallen, mit den EU-Ländern Schritt zu halten, wenn diese doch noch auf das aggressive Verhalten Russlands reagieren und ihre Rüstungsausgaben erhöhen.  Vielleicht ist sich Moskau dieser demografischen und wirtschaftlichen Herausforderungen nur zu bewusst. Das würde erklären, warum Putin bereit ist, sehr weit zu gehen, um seinen Einfluss auf die Ukraine zu schützen – ein Land, das unverzichtbar für die „strategische Tiefe“ ist, die schon immer im Mittelpunkt der russischen Militärdoktrin stand. Kurz gesagt geht Moskau lieber auf indirekten Konfrontationskurs gegenüber dem Westen, als zuzulassen, dass wirtschaftliche Angreifbarkeit seine Verteidigungsfähigkeit schwächt. Aber vielleicht hat Russland sich verrechnet. Vielleicht löst es mit seinem aggressiven Vorgehen jetzt ein Wettrüsten aus, das es nur schwer gewinnen kann.

Im Januar war die Inflation in den USA erneut höher als erwartet, aber die Reaktion der Fed war uneinheitlich. Während James Bullard eine Anhebung der Fed Funds Rate um 100 Basispunkte bis Juli forderte, sprach sich die Chefin der San Francisco Fed, Mary Daly, für ein vorsichtiges Vorgehen nach der ersten Zinserhöhung im März aus. Wir halten einen solchen vorsichtigen Ansatz für sinnvoll. Der jüngste Rückgang der Konsumausgaben könnte eine Folge der nachlassenden Kaufkraft sein. Die zahlreichen neuen Stellen und das stabile Lohnwachstum reichen möglicherweise nicht aus, um den Anstieg der Verbraucherpreise und das Auslaufen der staatlichen Coronahilfen auszugleichen.  Befürworter einer strafferen Geldpolitik werden vermutlich sagen, dass die Nachfrage auf einem zu hohen Niveau bleiben würden, wenn überschüssige, meist auf Girokonten geparkte Ersparnisse für den Konsum genutzt würden. Aber kein Modell dieser Welt kann diese beiden Thesen vernünftig bestätigen oder widerlegen, weil es diese Situation in den USA noch nie gab. Dies spricht für eine vorsichtige Anhebung der Leitzinsen in den USA und für „Learning by Doing“, um die Geldpolitik in einem optimalen Maß zu straffen, wie es Mary Daly vorschlägt. Wir rechnen 2022 noch immer mit vier Zinserhöhungen um jeweils 25 Basispunkte, auch wenn einige bekannte Sell-Side-Analysten mehr erwarten.

Laden Sie hier den kompletten Artikel herunter (EN)
kompletten artikel herunterladen (EN) (505.46 KB)

Ähnliche Artikel

Die Sicht des Chefvolkswirts

Draghi trifft den Zeitgeist

Die Sicht des Chefvolkswirts

Zoom auf den Boom

Die Sicht des Chefvolkswirts

Grüße aus Davos

    Rechtliche Hinweise

    Die Informationen dieser Internetseite richten sich an Anleger mit Sitz in der Schweiz.

    Für die unberechtigte Nutzung der Internetseite übernimmt AXA Investment Managers Schweiz AG (AXA IM) keine Haftung.

    Diese Webseite dient ausschliesslich Werbe- und Informationszwecken. Die publizierten Informationen und Meinungsäusserungen werden ausschliesslich zum persönlichen Gebrauch bereitgestellt. Die in diesem Dokument von AXA IM zur Verfügung gestellten Informationen, Daten, Zahlen, Meinungen, Aussagen, Analysen, Prognose- und Simulationsdarstellungen, Konzepte sowie sonstigen Angaben beruhen auf unserem Sach- und Kenntnisstand zum Zeitpunkt der Erstellung und können jederzeit und ohne vorherige Ankündigung geändert werden.

    AXA Investment Managers Schweiz AG übernimmt keine Gewährleistung (weder ausdrücklich noch stillschweigend) für Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der publizierten Informationen und Meinungsäusserungen. AXA Investment Managers Schweiz AG ist insbesondere nicht verpflichtet, nicht mehr aktuelle Informationen zu entfernen bzw. diese ausdrücklich als solche zu kennzeichnen. Soweit die in diesem Dokument enthaltenen Daten von Dritten stammen, übernimmt AXA IM für die Richtigkeit, Vollständigkeit, Aktualität und Angemessenheit dieser Daten keine Gewähr, auch wenn nur solche Daten verwendet werden, die als zuverlässig erachtet werden.

    Die Angaben auf der Internetseite der AXA Investment Managers Schweiz AG stellen weder Entscheidungshilfen für wirtschaftliche, rechtliche, steuerliche oder andere Beratungsfragen dar, noch dürfen allein aufgrund dieser Angaben Anlage- oder sonstige Entscheidungen gefällt werden.  Vor jeder Investitionsentscheidung sollte eine ausführliche und an der Kundensituation ausgerichtete Beratung erfolgen.

    Die Wertentwicklung der Vergangenheit bietet keine Gewähr und ist kein Indikator für zukünftige Anlageergebnisse und/oder die zukünftige Wertentwicklung oder Rendite einer Anlage. Wert und Rendite einer Anlage können steigen oder fallen und werden nicht garantiert.

    AXA Investment Managers Schweiz AG