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Warum Lebensmittelverschwendung im Kampf gegen den Klimawandel ein bewegliches Ziel ist

  • 09 Februar 2022 (5 Minuten Lesezeit)

Viele Länder haben sich an Just-in-Time-Lieferketten gewöhnt, bei denen sie Waren untertägig erhalten.  Eine „Just-enough“-Produktion und -Lieferung von Nahrungsmitteln würde ihnen weniger gut schmecken. Gewöhnt haben sich die Menschen auch an den Überfluss. Bei den Lieferengpässen 2021 kam beim Anblick leerer Supermarktregale leichte Panik auf. 

Deshalb ist die Überproduktion Teil des Systems – eine Alternative kommt kaum jemandem in den Sinn. Aber die Folgen wurden nicht ausreichend bedacht. Wie die Daten zeigen, ist dies ein großes Problem, wenn die Welt in den kommenden Jahrzehnten Netto-Null-Emissionen erreichen will.

Nach Angaben der US Food and Agriculture Organization (FAO) wird weltweit etwa ein Drittel der für den Konsum produzierten Waren weggeworfen1 – in der gesamten Lieferkette, vom Feld bis zur Mülldeponie. Nach UN-Analysen landet die Hälfte des geernteten Obsts und Gemüses im Müll2  . Jede verschwendete Einheit bedeutet auch Verschwendung von Wasser, landwirtschaftlichen Flächen und Kraftstoff. Hinzu kommen unnötig abgeholzte Wälder und unnütz ausgebrachte Pestizide.  

Schätzungen zufolge beläuft sich der CO2-Fußabdruck durch verschwendete Lebensmittel auf etwa 3,3 Gigatonnen CO2-Äquivalente pro Jahr. Wenn die Lebensmittelverschwendung ein Land wäre, brächte sie diese Zahl auf Platz drei der weltweit größten Emittenten, nach den USA und China3 .

Aber diese Gesamtzahlen verbergen, wie komplex und vielschichtig das Problem ist. Wenn wir etwas gegen die Lebensmittelverschwendung unternehmen wollen, haben wir es nicht mit riesigen Kraftwerken zu tun, die Treibhausgase ausstoßen, sondern um Millionen von Aktionen und Transaktionen in landwirtschaftlichen Betrieben, Supermärkten, Haushalten und Restaurants. Und während wir mit Hilfe der erneuerbaren Energiequellen immer unabhängiger von Öl und Gas werden, gibt es derzeit weder zu unseren lebenswichtigen Lebensmitteln eine Alternative noch zu den Produktions- und Vertriebsnetzen, die unsere Mahlzeiten auf den Tisch bringen.

Für dieses System ist zurzeit kein Ersatz in Sicht, sodass wir spezielle und individuelle Lösungen finden müssen. Das verdeutlicht eine Studie der Food and Agriculture Organization der UN aus dem Jahr 2014: Die hier genannten sechs Methoden zur Eindämmung des Klimawandels reichen von Milchkühlschränken in Kenia über Schweinefutter in Australien bis zu einer effizienteren Karottensortierung in der Schweiz4  . Es ist gut, dass es solche Teillösungen gibt. Für Anleger, die Wertzuwachs anstreben und zur Dekarbonisierung beitragen wollen, könnte diese Vielfalt eine attraktive Chance sein.

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Unterschiedliche Folgen

Überall auf der Welt werden Lebensmittel verschwendet, wenn auch auf unterschiedliche Art und Weise. In den reicheren Ländern haben der Einsatz von Maschinen und bessere landwirtschaftliche Verfahren die Produktion immer effizienter gemacht.

Deshalb findet hier die meiste Verschwendung am Ende der Lieferkette statt. Häufig landen nicht verbrauchte Lebensmittel auf Mülldeponien, wo sie Methan emittieren, ein (unverbrannt) erheblich gefährlicheres Treibhausgas als CO2. 

Wenn wir alle die Überproduktion als einzige politisch plausible Option für ein Industrieland akzeptieren und zugleich den Überkonsum aus vielen sozialen und gesundheitlichen Gründen für schlecht halten, muss die Lösung im Umgang mit den überschüssigen Nahrungsmitteln liegen, zumindest zum Teil. Viele Unternehmen haben Apps entwickelt, die jene, die Lebensmittel übrighaben, mit möglichen Abnehmern in Kontakt bringen. Häufig sind sie lokal ausgerichtet und bringen Personen zusammen. Aber selbst Apps, die diese Idee auf Restaurants und Caterer ausweiten, bleiben meist zu klein, um investierbar zu sein.

Bei Unternehmen, die versuchen, aus altem Brat- und Frittierfett Treibstoff für große Transportunternehmen herzustellen oder aus Fleischabfällen Dünger zu produzieren, sieht das möglicherweise anders aus1 . Ein weiteres Geschäftsmodell ist die anaerobe Vergärung, ein jahrhundertealtes Verfahren, bei dem aus Lebensmittelabfällen aus der gesamten Lieferkette Biogas entsteht. Wenn man aus Biogas Strom erzeugt, entstehen erheblich weniger gefährliche Emissionen, als wenn die Biomasse verrottet. Außerdem gilt dieser Prozess als CO2-neutral, weil das CO2 kurz zuvor durch Anbau und Ernte von Pflanzen aus der Atmosphäre entnommen wurde. Das bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe freigesetzte CO2 war dagegen jahrtausendelang gespeichert2 .

In Großbritannien, wo die durch anaerobe Vergärung produzierte Energiemenge von 2015 bis 2020 um fast 60% gestiegen ist, besteht das dazu genutzte Material zu jeweils etwa einem Drittel aus Nahrungsmittelabfällen und Ernteüberschüssen3 . 2018 wurden nach dem letzten UK Anaerobic Digestion and Composting Market Survey Report 3,2 Millionen Tonnen Nahrungsmittelabfälle zu 1,2 Milliarden Kubikmetern Biogas und weiteren Produkten wie Dünger verarbeitet. Ein Viertel davon wurde in das landesweite Stromnetz eingespeist4 .

Auf Lager

Eine andere mögliche Lösung, die mittlerweile auch investierbar ist, sind Innovationen, durch die Produkte länger gelagert werden können. Frische Nahrungsmittel verderben leicht, weil sie Mikroorganismen anziehen. Antimikrobielle Verpackungen können dem entgegenwirken, ebenso wie antimikrobielle Gase in den Luftkammern der Verpackungen von Käse oder Fleisch. Das hätte den zusätzlichen Effekt, dass die Abhängigkeit von der energieintensiven Kühlung in der Transportkette vermindert werden könnte.

Und wenn wir an den Anfang dieser Kette zurückgehen, außerhalb des investierbaren Universums, zu den Landwirten, die die Lebensmittel überhaupt erst produzieren, können wir sehen, welche sinnvollen Innovationen beispielsweise das Farmers Business Network in den USA entwickelt5 . Es wurde 2014 als Informationsnetzwerk für einige wenige Produzenten gegründet und hat heute 25.000 Mitglieder. Es will die Landwirtschaft effizienter und nachhaltiger machen, indem es Daten erhebt und allen zugänglich macht. Ursprünglich war das Farmers Business Network eine Initiative gegen Preisdruck. Heute hilft es Landwirten, präzisere Entscheidungen zu treffen, um den Boden produktiver zu nutzen.

Gespräche über Lebensmittelverschwendung drehen sich immer im Kreis. Die Probleme und Lösungen sind in der gesamten Lieferkette zu finden. Für Investoren ist das keine schlechte Nachricht, denn das bedeutet Komplexität. Chancen gibt es überall, weil sich die Welt auf das von den Regierungen ausgerufene Netto-Null-Emissionsziel zubewegt – und wir die Klimafolgen des Lebensmittelsystems, das uns alle ernährt, immer besser in den Griff bekommen.

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