Investment Institute
Die Sicht des Chefvolkswirts

Straffe Rhetorik, schwache Daten

  • 03 Juli 2023 (5 Minuten Lesezeit)

  • Viel straffe Rhetorik in Sintra
  • Jetzt scheinen die Zentralbanken die schwache Nachfrage, die sie sich gewünscht haben, recht schnell zu bekommen: Die Umfragen in Europa deuten klar auf eine nachlassende Nachfrage hin, und auch in den USA ist es endgültig aus mit der Widerstandskraft.  Dennoch braucht es noch viel mehr, damit die Zentralbanken stillhalten.

Mit Ausnahme der BoJ stellten alle Zentralbanken letzte Woche in Sintra eine straffe Geldpolitik in Aussicht. Zwar blieben sie in puncto Ausmass und Timing der nächsten Zinserhöhungen vage, aber angesichts der hartnäckig hohen Inflation sind sie hinreichend besorgt, um die Markteilnehmer zu warnen, davon auszugehen, dass die Zinsen zu schnell nach dem Erreichen des Maximalzinses gesenkt werden. Ein langer Zeitraum mit straffen Finanzbedingungen schadet der Wirtschaft erheblich, aber die Zentralbanken sind eindeutig zu dem Schluss gekommen, dass es so etwas wie eine „schmerzfreie“ Landung nicht geben wird.

Jetzt scheinen die Zentralbanken die schwache Nachfrage, die sie vermutlich für nötig halten, recht schnell zu bekommen. Die Ergebnisse der in der letzten Woche veröffentlichten Umfragen der EU-Kommission haben die jüngsten Einkaufsmanagerdaten bestätigt: Nach dem Verarbeitenden Gewerbe wird jetzt auch der Dienstleistungssektor schwächer.  In Deutschland, dessen Wirtschaft aus unserer Sicht massgeblich für die künftige Geldpolitik der EZB sein wird, planen die Unternehmen, weniger Mitarbeiter einzustellen, was zu einer Korrektur des Arbeitsmarktes führen wird. Sie wird benötigt, um die Lohnverhandlungen zu bremsen und die Unternehmen davon zu überzeugen, die bereits feststehenden Lohnanhebungen selbst aufzufangen – mit Folgen für ihre Margen. Aber noch ist die Lage nicht eindeutig, und die unerwartet niedrige Kerninflation im Juni dürfte die EZB nicht von ihren Plänen für das Juli-Meeting abbringen. Damit sie von einer Zinserhöhung im September absieht, müssen die Daten noch schlechter werden und es muss noch mehr Anzeichen dafür geben, dass die Kerninflation zurückgeht.

In den USA bestätigte die Kerninflation im Mai ihren Abwärtstrend, aber die Fed dürfte sich auf Signale dafür konzentrieren, dass die übermässige Nachfrage noch nicht abgebaut ist. So gesehen war die Aufwärtskorrektur des BIP im 1. Quartal ein Rückschlag. Dennoch hat sich der Konsum seit Februar quasi seitwärts entwickelt, vor allem, weil die Sparquoten steigen. Aus unserer Sicht reicht das noch nicht aus, um die Fed zu überzeugen, aus der aktuellen Zinspause ein dauerhaftes „Standby“ zu machen. Genau wie für die EZB steht für sie zurzeit der Arbeitsmarkt im Vordergrund. Deshalb sind die in dieser Woche erscheinenden Beschäftigungszahlen massgeblich, aber wir gehen davon aus, dass selbst unerwartet schwache Daten den Offenmarktausschuss noch nicht dazu veranlassen würden, die Zinsen über den Sommer hinweg stabil zu halten. Dazu müssten sie schon längere Zeit schwach bleiben.

Ähnliche Artikel

Die Sicht des Chefvolkswirts

Ganz Europa lockert

  • von Gilles Moëc
  • 13 Mai 2024 (10 Minuten Lesezeit)
Die Sicht des Chefvolkswirts

Draghi trifft den Zeitgeist

  • von Gilles Moëc
  • 26 Februar 2024 (7 Minuten Lesezeit)
Die Sicht des Chefvolkswirts

Zoom auf den Boom

  • von Gilles Moëc
  • 12 Februar 2024 (10 Minuten Lesezeit)

    Rechtliche Hinweise

    Die Informationen dieser Internetseite richten sich an Anleger mit Sitz in der Schweiz.

    Für die unberechtigte Nutzung der Internetseite übernimmt AXA Investment Managers Schweiz AG (AXA IM) keine Haftung.

    Diese Webseite dient ausschliesslich Werbe- und Informationszwecken. Die publizierten Informationen und Meinungsäusserungen werden ausschliesslich zum persönlichen Gebrauch bereitgestellt. Die in diesem Dokument von AXA IM zur Verfügung gestellten Informationen, Daten, Zahlen, Meinungen, Aussagen, Analysen, Prognose- und Simulationsdarstellungen, Konzepte sowie sonstigen Angaben beruhen auf unserem Sach- und Kenntnisstand zum Zeitpunkt der Erstellung und können jederzeit und ohne vorherige Ankündigung geändert werden.

    AXA Investment Managers Schweiz AG übernimmt keine Gewährleistung (weder ausdrücklich noch stillschweigend) für Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der publizierten Informationen und Meinungsäusserungen. AXA Investment Managers Schweiz AG ist insbesondere nicht verpflichtet, nicht mehr aktuelle Informationen zu entfernen bzw. diese ausdrücklich als solche zu kennzeichnen. Soweit die in diesem Dokument enthaltenen Daten von Dritten stammen, übernimmt AXA IM für die Richtigkeit, Vollständigkeit, Aktualität und Angemessenheit dieser Daten keine Gewähr, auch wenn nur solche Daten verwendet werden, die als zuverlässig erachtet werden.

    Die Angaben auf der Internetseite der AXA Investment Managers Schweiz AG stellen weder Entscheidungshilfen für wirtschaftliche, rechtliche, steuerliche oder andere Beratungsfragen dar, noch dürfen allein aufgrund dieser Angaben Anlage- oder sonstige Entscheidungen gefällt werden.  Vor jeder Investitionsentscheidung sollte eine ausführliche und an der Kundensituation ausgerichtete Beratung erfolgen.

    Die Wertentwicklung der Vergangenheit bietet keine Gewähr und ist kein Indikator für zukünftige Anlageergebnisse und/oder die zukünftige Wertentwicklung oder Rendite einer Anlage. Wert und Rendite einer Anlage können steigen oder fallen und werden nicht garantiert.

    AXA Investment Managers Schweiz AG