US-Zinsen dürften weiter steigen, wenn auch langsamer; Euroraum-Inflation aufwärts korrigiert
Alles Wichtige auf einen Blick
Die US-Zinsen werden weiter steigen müssen, wenn auch weniger schnell. Darauf einigten sich die Währungshüter der US-Notenbank Fed auf ihrer jüngsten Zinssitzung. Dem Protokoll zufolge würden sie so „besser beurteilen können, welche Fortschritte die Wirtschaft „in Richtung der Ziele maximale Beschäftigung und Preisstabilität macht. Da die Inflation weiterhin „inakzeptabel hoch“ sei, werde eine Phase, in der das reale BIP-Wachstum hinter dem Trend zurückbleibt, Angebot und Nachfrage ins Gleichgewicht bringen und damit den Preisdruck verringern, so die Fed-Gouverneure weiter. Einige der Teilnehmer waren jedoch der Ansicht, dass ein „erhöhtes“ Risiko für eine US-Rezession in diesem Jahr bestehe. Letzte Woche veröffentlichte Zahlen belegten, dass die US-Wirtschaft nach einer Abwärtskorrektur des privaten Konsums im 4. Quartal nicht wie zuvor geschätzt um 2,9% p.a., sondern nur um 2,7% p.a. gewachsen ist.
Nachrichten aus aller Welt
Im Januar übertraf die Inflation im Euroraum zwar die Erwartungen, verlangsamte sich aber gegenüber dem Vormonat, während die Kerninflation weiter anstieg. Die Jahresinflationsrate war mit 8,6% geringfügig höher als die zuvor geschätzten 8,5%, aber deutlich niedriger als die im Dezember gemessenen 9,2%. Allerdings ist die Kerninflation (Inflation ohne Energie, Lebensmittel, Alkohol und Tabak) im Januar gestiegen – auf 5,3% gegenüber 5,2% im Vormonat. Die Europäische Zentralbank dürfte also auch künftig mit der Teuerung zu kämpfen haben. Unterdessen zog die Geschäftstätigkeit im Euroraum im Februar auf ein Neun-Monats-Hoch an. Die Nachfrage hat sich belebt, die Lieferengpässe lassen nach und die Stimmung wurde zuversichtlicher. In der Vorabschätzung legte der Gesamt-Einkaufsmanagerindex (PMI) nach 50,3 Punkten im Januar auf 52,3 im Februar zu.
Zahl im Fokus: 100 Euro
Der Preis für Zertifikate am Emissionsmarkt der Europäischen Union (EU) lag letzte Woche erstmals über 100 Euro. Diesen Betrag müssen Unternehmen für den Ausstoss von einer Tonne CO2 in die Atmosphäre entrichten. Die als „EU-Berechtigung“ bezeichneten Zertifikate sind Teil des Emissionshandelssystems der EU und verteuerten sich letzten Dienstag in der Spitze auf 101,25 Euro. Einem Bericht zufolge ist das fünf Mal mehr als vor drei Jahren. Das System spielt eine zentrale Rolle im Kampf der Währungsgemeinschaft gegen den Klimawandel, indem es Anreize für Investitionen in emissionsarme Technologien setzt, damit das EU-Ziel der CO2-Neutralität bis 2050 erreicht werden kann.
Wissenswert:
Shunto – Lohnverhandlungen: Die jährlichen Lohnverhandlungen zwischen den Arbeitnehmergewerkschaften und den grössten Unternehmen in Japan, die in der Regel im Februar und März stattfinden. Diese Gespräche, bei denen über die Lohnerhöhungen für das jeweilige Jahr entschieden wird, werden von Anlegern weltweit immer aufmerksamer verfolgt, weil ihr Ausgang als möglicher Anhaltspunkt für kommende Zinsentscheidungen der Bank of Japan (BoJ) gilt. Premierminister Fumio Kishida hat die Unternehmen zu Lohnerhöhungen aufgefordert, und Notenbankgouverneur Haruhiko Kuroda zufolge sei ein Lohnwachstum von 3% eine Voraussetzung für eine Abkehr von der langjährigen ultralockeren Geldpolitik der BoJ. Unterdessen stieg die japanische Kerninflationsrate im Januar auf ein 41-Jahres-Hoch von 4,2% zum Vorjahr, was den Druck auf die BoJ-Mitglieder erhöhen dürfte.
Das bringt die Woche
Am Montag werden der japanische Konjunkturindikator LEI sowie eine Flut an Kennzahlen für den Euroraum vorgestellt, unter anderem der Indikator zur wirtschaftlichen Einschätzung sowie die Indikatoren zur Stimmungslage im Dienstleistungssektor und in der Industrie. Sowohl Indien als auch Kanada veröffentlichen am Dienstag ihre BIP-Daten für das 4. Quartal, und aus Deutschland gibt es am Mittwoch aktualisierte Arbeitsmarktzahlen. Eine Vorabschätzung der Euroraum-Inflationsrate läuft am Donnerstag über die Ticker, während für Freitag endgültige Gesamt-PMIs für Grossbritannien, die USA und den Euroraum erwartet werden.
Rechtliche Hinweise