Weltbank und OECD heben Wachstumsprognosen für 2023 an, Euroraum in der Rezession
Alles Wichtige auf einen Blick
Sowohl die Weltbank als auch die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) sind etwas zuversichtlicher für das Weltwirtschaftswachstum in diesem Jahr, obwohl die hohen Zinsen die Konjunktur bis ins Jahr 2024 hinein bremsen werden. Die Weltbank hat für 2023 ihre Wachstumsprognose von 1,7% im Januar auf 2,1% angehoben, jene für 2024 hingegen von 2,7% auf 2,4% gesenkt. Nach Einschätzung der OECD wird sich das globale Wachstum dank der Wiederöffnung der chinesischen Wirtschaft und gesunkener Energiepreise auf 2,7% belaufen (statt der im März geschätzten 2,6%). Für 2024 sieht die OECD das Wachstum unverändert bei 2,9%. Auch diese aufwärts korrigierten Prognosen sprechen für eine deutliche Abkühlung gegenüber dem Jahr 2022, als das Wachstum nach den Berechnungen von Weltbank und OECD bei 3,1% bzw. 3,3% lag.
Nachrichten aus aller Welt
Korrigierten amtlichen Zahlen zufolge ist der Euroraum 1. Quartal in eine Rezession gefallen. Teils aufgrund revidierter Daten für Deutschland wurden die ursprünglichen Schätzungen von einem Nullwachstum im 4. Quartal und +0,1% im 1. Quartal auf -0,1% in beiden Quartalen zurückgenommen. Eine Rezession ist in der Regel als eine wirtschaftliche Kontraktion in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen definiert. Christine Lagarde, die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), merkte Anfang der Woche an, sie sehe „Anzeichen für eine Abschwächung“ der (ohne Lebensmittel und Energie berechneten) Kerninflation im Euroraum. Allerdings fügte sie hinzu, es gebe „keine eindeutigen Hinweise darauf, dass die zugrundeliegende Inflation ihren Höhepunkt erreicht hat“, womit sie die Märkte auf eine weitere Zinsanhebung in dieser Woche einstimmte.
Zahl im Fokus: 25 Basispunkte
Die Bank of Canada (BoC) wie auch die Reserve Bank of Australia (RBA) haben die Märkte mit Zinsanhebungen um jeweils 25 Basispunkte (Bp.) überrascht. Während die BoC ihren Tagesgeldsatz auf ein 22-Jahres-Hoch von 4,75% anhob, setzte die RBA ihren Leitzins auf 4,1% herauf – das höchste Niveau seit elf Jahren. Beide Banken begründeten ihre Straffung unter anderem mit hartnäckig hohen Inflationszahlen. In den USA notiert der Aktienindex S&P 500 wieder 20% oberhalb seines Tiefstands im Jahr 2022 – ein Anstieg, der manchmal als Beginn einer Hausse gewertet wird. Leicht eingetrübt wurde die Börsenstimmung durch die Zinserhöhungen in Kanada und Australien, die die Hoffnung darauf schmälerten, die US-Notenbank „Fed“ könnte diese Woche eine Zinspause einlegen.
Wissenswert:
Neuer Kapitalismus: Ein von der japanischen Regierung konzipiertes Konjunkturprogramm mit dem Ziel, das Wachstum anzukurbeln und den Wohlstand besser zu verteilen. Die Strategie der Umsetzung dieses „neuen Kapitalismus“ beinhaltet unter anderem Investitionen in Technologie und Innovation, die Förderung von Start-ups und weitere Massnahmen, die die digitale und ökologische Wende vorantreiben sollen. Der entsprechende Plan dürfte im weiteren Monatsverlauf verabschiedet werden. Seitens der Opposition wurden jedoch fehlende Details zu Lohnerhöhungen, sozialen Initiativen und Steueranhebungen bemängelt. Unterdessen wurde Japan in einer endgültigen Schätzung vor dem Hintergrund eines lebhaften Binnenkonsums ein überraschend starkes BIP-Wachstum von 2,7% p.a. im 1. Quartal bescheinigt. Eine vorläufige Schätzung war von 1,6% ausgegangen, und im Vorquartal hatte der Zuwachs bei 0,4% gelegen.
Das bringt die Woche
In der kommenden Woche wird insbesondere die Geldpolitik im Fokus stehen. Am Mittwoch tagt die Fed zum Zinsentscheid. Auf ihrer Maisitzung hatten die US-Währungshüter einstimmig eine Anhebung um 25 Bp. auf eine Spanne zwischen 5% und 5,25% beschlossen, jedoch „grössere Unsicherheit“ hinsichtlich der Notwendigkeit einer weiteren Straffung eingeräumt. Die Zinssitzung der EZB folgt am Donnerstag. Auf ihrem letzten Treffen hatten sich die Notenbanker auf eine Anhebung des Leitzinses um 25 Bp. auf 3,25% geeinigt. Britische Arbeitsmarktdaten für April werden für Dienstag erwartet, wenn auch US-Inflationszahlen veröffentlicht werden – im April war die Jahresinflationsrate mit 4,9% auf ihren tiefsten Stand seit zwei Jahren gefallen. Am Mittwoch werden zudem britische BIP-Daten für April publik. Zahlen zur Eurorauminflation gibt es am Freitag; nach 7% im April war die Teuerung im Mai auf 6,1% zurückgegangen.
Rechtliche Hinweise