EZB legt Zinspause ein; US-BIP wächst überraschend stark
Alles Wichtige auf einen Blick
Nach zehn aufeinanderfolgenden Anhebungen hat die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Leitzins letzte Woche bei 4,0% belassen und legt eine Pause ein. Obgleich die Inflation im Euroraum sinkt, geht EZB-Präsidentin Christine Lagarde davon aus, dass die Wirtschaft des Währungsraums „wahrscheinlich für den Rest des Jahres schwach“ bleiben wird. So ging insbesondere der Gesamt-Einkaufsmanagerindex für den Euroraum in der Schnellschätzung von 47,2 Zählern im September auf einen Oktoberstand von 46,5 und damit auf seinen tiefsten Wert seit November 2020 zurück. Unter Ausklammerung des Pandemiezeitraum war dies der niedrigste Wert seit März 2013. Auch die kanadische Notenbank hielt an ihrem Leitzins (von 5,0%) fest.
Nachrichten aus aller Welt
Die US-Wirtschaft hat amtlichen Zahlen zufolge im 3. Quartal kräftig zugelegt. Laut einer Vorab-Schätzung ist die grösste Volkswirtschaft der Welt so schnell gewachsen wie zuletzt im 4. Quartal 2021. Annualisiert beschleunigte sich das Wachstum von 2,1% im 2. Quartal unerwartet deutlich auf 4,9%. Einer der Hauptfaktoren für den Zuwachs war der – auch dank des engen Arbeitsmarktes – starke private Konsum. Zugleich verzeichneten auch der Aussenhandel sowie die Ausgaben der Kommunen, Bundesstaaten und US-Bundesregierung ein Plus. Diese Woche tagt die US-Notenbank „Fed“ zum Zinsentscheid; auf ihrer September-Sitzung hatte sie ihren Leitzins von 5,25%–5,50% unverändert beibehalten.
Zahl im Fokus: Eine Billion Renminbi
China hat mit der Ankündigung der Ausgabe von Staatsanleihen für eine Billion Renminbi (129 Mrd. Euro) seine Anstrengungen zur Belebung seiner Konjunktur verstärkt. Neben dem übergeordneten Ziel, das Wachstum anzufachen, dürfte der Erlös aus der Anleiheplatzierung auch zur Modernisierung städtischer Infrastruktur verwendet werden, um künftige Naturkatastrophen besser verkraften zu können. In diesem Jahr hatte es in China verheerende Überschwemmungen gegeben. Seit der Pandemie fällt es der zweitgrössten Volkswirtschaft der Welt schwer, an ihre vorherige Wachstumsdynamik anzuknüpfen. Als Hindernis erweist sich unter anderem der krisengeschüttelte Immobiliensektor. Wie die in diesem Monat veröffentlichten Zahlen belegen, ist das BIP dennoch im 3. Quartal mit 1,3% zum Vorquartal – gegenüber 0,5% im 2. Quartal – stärker gewachsen als erwartet.
Wissenswert
Stated Policies Scenario (STEPS): Ein Modell, das die Internationale Energieagentur (IEA) zur Prognose der Auswirkungen bereits ergriffener und vorgesehener Massnahmen auf das globale Energiesystem heranzieht. In ihrem jüngsten Ausblick kommt die IEA zu dem Schluss, dass bis 2030 nahezu die Hälfte des weltweiten Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien gedeckt werden dürfte. Derzeit sind es rund 30%. Zudem geht sie davon aus, dass sich bis Ende des Jahrzehnts die Anzahl an Elektrofahrzeugen weltweit verzehnfachen und weltweit mehr Strom aus Photovoltaik erzeugt werden wird, als das gesamte Stromsystem der USA heute generiert. Der Höhepunkt der energiebedingten CO2-Emissionen werde 2025 erreicht sein und der Anteil fossiler Energieträger an der weltweiten Energieversorgung werde bis 2030 von derzeit 80% auf 73% sinken, so die IEA weiter.
Das bringt die Woche
Am Montag erscheinen zahlreiche neue Konjunkturdaten für den Euroraum, unter anderem zum Wirtschaftsklima sowie zur Stimmung in der Industrie und im Dienstleistungssektor. Am Dienstag legt die Währungsgemeinschaft Vorab-Daten zum geschätzten BIP-Wachstum im 3. Quartal und die Inflationsschätzung für Oktober vor. Ebenfalls am Dienstag tagt die Bank of Japan zum Zinsentscheid. Am Mittwoch hält die US-Fed ihr Zinssitzungen ab, gefolgt von der Bank of England am Donnerstag. Am Freitag schliesslich kommen aktuelle Daten zum US-Arbeitsmarkt heraus.
Rechtliche Hinweise