Investment Institute
Die Sicht des Chefvolkswirts

Der schmale Grat

  • 11 April 2022 (7 Minuten Lesezeit)

  • Obgleich die französische Wirtschaft mit am besten durch die Pandemie gekommen ist und schnell auf die Folgen des Ukrainekrieges reagiert, haben viele Franzosen für extreme Kandidaten gestimmt. In der zweiten Runde kommt es auf die Stimmen der linken Wähler an.
  • Die Falken der EZB ignorieren die Stimmung, wenn sie sich gegen staatliche Finanzhilfen für private Haushalte aussprechen.
  • Nach den aktuellen Daten scheint die USA ihre Geldpolitik schnell und stark straffen zu können, aber aus unserer Sicht zeigt das schöne Bild erste Risse.

Die Umfragen am Tag der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen in Frankreich sprechen für ein knappes Rennen in der Stichwahl am 24. April. Weder Macron noch Le Pen können ohne Unterstützung der Wähler gewinnen, die sich gestern für linke Kandidaten entschieden haben.  Marine Le Pen hat sich bislang auf die Kaufkraft konzentriert und wird diese Linie vermutlich weiterverfolgen. Emmanuel Macron wird sich in den nächsten zwei Wochen wahrscheinlich intensiver mit diesen Themen auseinandersetzen, um wenigstens sein Versprechen, das Rentenalter auf 65 Jahre zu erhöhen – ein rotes Tuch für die linken Wähler – mit einer Zusicherung eines weiterhin stabilen sozialen Netzes in Frankreich auszugleichen. Eine solche Strategie stünde im Gegensatz zu 2017, als Macron als „Reformer der Angebotsseite“ auftrat.

Frankreichs BIP-Wachstum während der Pandemie zählt zu den höchsten innerhalb der EU-Mitgliedstaaten. Die Arbeitslosenquote ist niedriger als vor dem Ausbruch von COVID-19. Die Haushaltseinkommen wurden stark durch die Haushaltspolitik unterstützt, und nur sehr wenige Unternehmen wurden insolvent.  Dank der schnellen Reaktion der Regierung sind die Energieendpreise in Frankreich weniger stark gestiegen als in allen anderen großen Euroraum-Ländern. Dennoch haben sich zahlreiche Wähler für einen radikalen Kandidaten entschieden. Dies zeigt, wie groß die Sehnsucht nach staatlichem Schutz ist, und wir vermuten, dass dies nicht nur in Frankreich gilt. In den letzten zwei Jahren hat die EZB für diesen Schutz gesorgt. Allerdings ist die Zentralbank immer weniger an dieser Rolle interessiert. Zugleich ist der soziale Druck auf die Staatsfinanzen enorm. Wir analysieren die letzte Rede von Isabel Schnabel, die einen „reinen“ straffen Ansatz für den Politikmix der EZB vertritt.

Unterdessen mehren sich in den USA unaufhaltsam die Signale einer restriktiveren Geldpolitik seitens der Fed.  Ihre Bereitschaft zu einer schnellen und starken Straffung wird von guten Konjunkturdaten unterstützt, vor allem vom Arbeitsmarkt. Powells Argument, die US-Wirtschaft wachse derzeit so stark über Potenzial, dass sie eine deutliche Straffung der Geldpolitik leicht verkraften könne, wird von den Daten untermauert.  Aus unserer Sicht gibt es dennoch erste Anzeichen von etwas, das in einen recht plötzlichen Wachstumseinbruch am Jahresende münden könnte. Die Lücke zwischen dem enorm hohen Geschäfts- und einem sehr niedrigen Verbrauchervertrauen ist nicht mehr lange tragfähig. Zudem wirken sich Rhetorik und Politik der Fed allmählich auf den Wohnimmobilienmarkt aus.

Laden Sie hier den kompletten Artikel herunter (EN)
Kompletten Artikel herunterladen (EN) (638.32 KB)

Ähnliche Artikel

Die Sicht des Chefvolkswirts

Draghi trifft den Zeitgeist

Die Sicht des Chefvolkswirts

Zoom auf den Boom

Die Sicht des Chefvolkswirts

Grüße aus Davos

    Rechtliche Hinweise

    Die Informationen dieser Internetseite richten sich an Anleger mit Sitz in der Schweiz.

    Für die unberechtigte Nutzung der Internetseite übernimmt AXA Investment Managers Schweiz AG (AXA IM) keine Haftung.

    Diese Webseite dient ausschliesslich Werbe- und Informationszwecken. Die publizierten Informationen und Meinungsäusserungen werden ausschliesslich zum persönlichen Gebrauch bereitgestellt. Die in diesem Dokument von AXA IM zur Verfügung gestellten Informationen, Daten, Zahlen, Meinungen, Aussagen, Analysen, Prognose- und Simulationsdarstellungen, Konzepte sowie sonstigen Angaben beruhen auf unserem Sach- und Kenntnisstand zum Zeitpunkt der Erstellung und können jederzeit und ohne vorherige Ankündigung geändert werden.

    AXA Investment Managers Schweiz AG übernimmt keine Gewährleistung (weder ausdrücklich noch stillschweigend) für Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der publizierten Informationen und Meinungsäusserungen. AXA Investment Managers Schweiz AG ist insbesondere nicht verpflichtet, nicht mehr aktuelle Informationen zu entfernen bzw. diese ausdrücklich als solche zu kennzeichnen. Soweit die in diesem Dokument enthaltenen Daten von Dritten stammen, übernimmt AXA IM für die Richtigkeit, Vollständigkeit, Aktualität und Angemessenheit dieser Daten keine Gewähr, auch wenn nur solche Daten verwendet werden, die als zuverlässig erachtet werden.

    Die Angaben auf der Internetseite der AXA Investment Managers Schweiz AG stellen weder Entscheidungshilfen für wirtschaftliche, rechtliche, steuerliche oder andere Beratungsfragen dar, noch dürfen allein aufgrund dieser Angaben Anlage- oder sonstige Entscheidungen gefällt werden.  Vor jeder Investitionsentscheidung sollte eine ausführliche und an der Kundensituation ausgerichtete Beratung erfolgen.

    Die Wertentwicklung der Vergangenheit bietet keine Gewähr und ist kein Indikator für zukünftige Anlageergebnisse und/oder die zukünftige Wertentwicklung oder Rendite einer Anlage. Wert und Rendite einer Anlage können steigen oder fallen und werden nicht garantiert.

    AXA Investment Managers Schweiz AG