Bank of England bricht mit den Regeln
- Während die Fed offen für einen höheren Maximalzins ist, wagt die Bank of England einen anderen Weg.
- Abgesehen von einem wahrscheinlichen „haushaltspolitischen Stillstand“, der angesichts des Zustands der US-Wirtschaft vielleicht gar keine so schlechte Nachricht ist, könnten die Zwischenwahlen in den USA einige Herausforderungen nach sich ziehen, selbst wenn ein weiteres Drama um die Schuldenobergrenze vermieden werden kann.
Wenn die Inflationszahlen nächsten Monat keine absolute Katastrophe sind, wird die Fed ihren Leitzins im Dezember vermutlich um „nur“ 50 Basispunkte erhöhen, aber wichtig ist laut Powell nicht, wie schnell die Zinsen angehoben werden, sondern wie hoch sie am Ende sind und wie lange sie hoch bleiben. Die Fed versucht zu verhindern, dass die Märkte ihr jüngstes Einschwenken auf eine vorsichtigere Straffung als Signal für eine Lockerung interpretieren, und bringt dazu die Möglichkeit ins Spiel, dass die Zinsen am Ende höher sind als bislang geplant. Die Bank of England geht einen anderen Weg. Sie will die Märkte glauben machen, sie hätten die Höhe des für eine Eindämmung der Inflation notwendigen Maximalzinses überschätzt. Diese gegensätzliche Vorgehensweise mag darauf zurückzuführen sein, dass in Grossbritannien der haushaltspolitische Gürtel vermutlich enger geschnallt werden muss. Deshalb ist der geldpolitische Ausschuss bereit, ein gewisses Währungsrisiko einzugehen, indem er eine andere Richtung einschlägt als die Fed. Natürlich könnte man die Zinsunterschiede einfacher beibehalten, wenn die US-Wirtschaft schnell nachlässt. Wir werfen einen Blick auf die jüngsten Arbeitsmarktdaten in den USA. Mittlerweile bietet sich ein paradoxes Bild. Der Arbeitsmarkt scheint allmählich schwächer zu werden, während es zugleich Belege für eine Überhitzung gibt. Noch gibt es keine Beweise, aufgrund derer die Erwartungen, wie hoch der Maximalzins sein wird, gesenkt werden könnten.
Die Rede des EZB-Vorsitzenden sprach aus unserer Sicht für eine weiterhin restriktive Politik. Die Aussage, dass eine leichte Rezession allein die Inflation nicht dämpfen würde, ist für sich genommen sachlich nachvollziehbar, aber interessant ist, was es bedeutet, diese Aussage zu treffen: Wenn eine leichte Schrumpfung nicht ausreicht, dann ist es legitim, die EZB zu fragen, ob sie bewusst eine tiefe Rezession auslösen will, indem sie die Zinsen über das neutrale Niveau hinaus erhöht.
Wenn die Demokraten in diesem Jahr die Mehrheit im Unterhaus oder sowohl im Unterhaus als auch im Senat verlieren, gibt es technische Methoden, um ein weiteres Drama um die Schuldenobergrenze zu verhindern, wenn die Biden-Administration die Amtsperiode als „lahme Ente“ gut zu nutzen versteht. Die wichtigste Folge der Zwischenwahlen könnte aber die Erhärtung der politischen Fronten im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen 2024 sein, vor allem in puncto Wahlsystem.
Rechtliche Hinweise